Karl der Große war der wichtigste Fürst des frühen Mittelalters. 771 wurde er König im Reich der Franken, das auch die späteren Niederlande umfasste. Während seiner gesamten Regentschaft führte er Krieg: gegen die islamischen Herrscher der iberischen Halbinsel, gegen die Langobarden im Süden, gegen die Dänen und die Sachsen in Nordwesteuropa. Und er hatte Erfolg. Unter seiner Herrschaft wurden große Teile des heutigen Europas dem Fränkischen Reich einverleibt. Am Weihnachtstag des Jahres 800 krönte ihn Papst Leo III. zum Kaiser des Westens.
Um sein riesiges Reich verwalten zu können, setzte Karl Lehnsmänner (Vasallen) ein, die verpflichtet waren, ihn mit Rat und Tat zu unterstützen und für ihn in den Krieg zu ziehen. Als Gegenleistung erhielten sie die Herrschaft über ein Gebiet, das Lehen, in dem sie die Abgaben eintreiben durften. Vielfach belehnten sie diese Ländereien an Untervasallen weiter. Ursprünglich endeten die Verbindungen zwischen Lehnsherr und Lehnsempfänger mit dem Tod des Empfängers; im Lauf der Zeit aber begannen die Vasallen, ihre Lehen als erblichen Besitz zu betrachten, und nahmen eine unabhängigere Haltung gegenüber ihren Lehnsherren ein.
Karl verfügte überall in seinem Reich über palastartige Residenzen, sogenannte Pfalzen. Er reiste von Pfalz zu Pfalz, um mit seinen wichtigsten Lehnsleuten die Geschäfte zu regeln. Es wird vermutet, dass er auch in Nimwegen eine Pfalz hatte, den Valkhof. Verweilte er dort, befasste er sich mit der Situation im Friesenbistum und mit den Taten seiner Armee im Kampf gegen die heidnischen Sachsen. Karls erster Biograph, der Mönch Einhard, bezeichnete diesen 33 Jahre währenden Kampf als "langwierigsten und grausamsten und für das Frankenvolk anstrengendsten Krieg, den er je geführt hat".
Bildung, Kultur und Wissenschaft lagen Karl sehr am Herzen. Zwar konnte er kaum seinen Namen schreiben, aber in Mathematik und Astronomie war er durchaus beschlagen, und er beherrschte mehrere Sprachen. Er gründete Schulen, in denen junge Edelleute für den Staatsdienst ausgebildet wurden. Karl knüpfte auch Bande mit der islamischen Welt, so etwa mit dem Kalifen von Bagdad Harun al-Raschid, der ihm einen Elefanten zum Geschenk machte.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Karl der Große in Aachen, wo er 814 auch starb und begraben wurde. Wo einst die Aachener Pfalz stand, befindet sich heute der Dom, in dem sein Thron und sein reichverzierter Sarkophag noch immer besichtigt werden können.
Schon zu Karls Lebzeiten machten beeindruckende Erzählungen über ihn die Runde, die nach seinem Tod noch weiter ausgeschmückt und dramatisiert wurden. So wurde er quasi zu einem Heiligen - er gilt als einer der größten Herrscher der Geschichte.